Unterwegs im Rebberg

Bordeaux Primeurs 2011

Pascal Froidevaux | 04.03.2011 | Lesezeit 4 Min. Bordeaux Primeurs 2011

Zwei sogenannte Jahrhundertjahrgänge – ein leider ziemlich überstrapazierter Begriff – wurden uns mit 2009 und 2010 geschenkt. Klassisch nach solchen Doubletten kann der Nachfolgejahrgang fast nur «im Schatten» stehen. Alle Keller sind gefüllt, und «sehr gut» genügt plötzlich nicht mehr für eine Kauflust.

Eine Methode der Abhilfe und Ankurbelung der Nachfrage sind drastische Preissenkungen. Dies kann jedoch nur bei denjenigen Weinen passieren, die wegen Kultstatus auch exzessive Preise in den Jubeljahren erzielen. Und diese reagierten denn auch auf die drastisch schwindende Nachfrage am heftigsten mit Anpassungen von 30-40 und mehr % nach unten.

Das grosse Mehr der guten Bordeaux-Weine kalkuliert allerdings Jahr für Jahr konstant sehr vernünftig, auch wegen der nicht geringen Konkurrenz innerhalb der vielen erstklassigen Weine in Bordeaux. So sind diese Preise in grossen Jahrgängen nur leicht erhöht, umgekehrt sind aber in weniger gefragten Jahren kaum greifende werbestrategischen Preissenkungen möglich. Irgendwie nicht ganz gerecht, werden doch die Vernünftigen immer wieder «abgestraft».

Insgesamt spüren wir grundsätzlich aufs ganze Bordeaux-Sortiment 2011 eine geringe Nachfrage. Wir beschränken uns deshalb für unser Angebot auf eine sehr reduzierte Anzahl gelungener Gewächse, die wir gemäss unseren Recherchen vor Ort, den Primeurverkostungen Anfang April, selektioniert haben.

Der Jahrgang 2011

Dieser ist geprägt durch Heterogenität in Erntemengen und Qualität. Die grossen Herausforderungen, seit Menschengedenken noch nie in vergleichbarem Ausmass erlebt, waren zuerst ein sehr frühzeitiger Start ins Rebjahr mit extremer Trockenheit in den Frühlingsmonaten und somit Stress und Kleinbeerigkeit. Dann zwei Hitzschlagtage Ende Juni, welche viele Beeren förmlich verbrannten bei über 40 Grad. Dazu kamen noch Fäulnis im Sommer und Hagel im Bereich Margaux, der zB die Erntemenge wie etwa bei Château Palmer auf minime 22hl beschränkte.

Die besten – und das sind fast immer die gleichen – brachten allerdings erstaunlich gute Weine hervor, teils auch in vernünftigen Mengen von 40 bis 48 hl/ha.

Stichworte zu den Degustationseindrücken vor Ort:

Niemand erwähnte auch nur einmal einen Vergleichsjahrgang, es gibt ihn tatsächlich nicht. Man kann sich 2011 vorstellen als eine Art Mischung aus:

  • 2003: klimatisch zwar anders, aber auch zuweilen etwas eingekocht wirkende Weine, und nicht so perfekte (sprich reife) Tannine
  • 2002: ein sehr schwieriges Jahr, das aber dank einem guten September doch noch Power und Qualität brachte, aber Harmonie und Balance waren nicht immer auf Höchstniveau.
  • 1998: gut, aber etwas streng
  • 2010: 2011 aber mit deutlich weniger Alkohol und auf tieferem Niveau

Typus Weine

Die Top-Médocs der hyper-klassischen Art wie Montrose und Lafite liegen auf moderatem Alkohol von um die 12.7 Grad, also wie etwa die sehr schönen und unterschätzten 2001er oder 2004er. Grandiose Weine voller Finessen und Frische, grosse Länge, Dichte und Tiefe, dabei leicht und bekömmlich. Die einmaligen Stärken des Bordelais!

Wer auch noch Power und Konzentration suchte, konnte etwas mehr Gas geben, lief aber Gefahr, mit Überextraktion ins Messer zu laufen. Dies ist doch erstaunlich vielen passiert. Die Tannine waren allgemein einfach nicht so gut wie 09 und 10, deshalb spricht man auch nicht von einem grossen, aber einem doch sehr guten Jahr

Einige unserer Favoriten:

  • Premiers Crus: sie sind ihrem Range würdig…. und deutlich im Preise nach unten korrigiert worden, was dringend fällig war. Und Latour scheint das letzte Mal dabei zu sein: man kündigte an, ab nächstem Jahr ganz mit dem Primeurverkauf aufzuhören.
  • Die Topgarde: die Klassiker wie immer. Cos mit tanninreich, dunkler, dichter Art eher wie ein 86er und ganz anders als Montrose, aber beide eindrücklich.
  • Einige Highlights aus unserer Sicht: Domaine de Chevalier, Léoville Poyferré, verblüffend die kleinen Bordeaux wie zB Château Gironville
  • Sehr gut: Pontet Canet, Lynch Bages, Rauzan-Ségla
  • Neipperg und Mitjavile: die Weine dieser grossen St-Emilion-Persönlichkeiten wie immer impeccable. Speziell gelungen: der 11er Roc de Cambes! Mondotte: sehr klassisch und schön.

Fazit für unsere Jahrgangstabelle (mit Noten von 1 bis maximal 5): circa 3.5 bis 4 und heterogen.

Unser Angebot und die Subskriptions-Konditionen

Die Weine unseres Angebotes nachfolgend, bitte senden Sie uns Ihren Bestellungswunsch per E-Mail an [email protected] !

Die Konditionen

Die Bordeaux-Weine dieses Angebotes (75cl-Flaschen) können jetzt im voraus in Subskription gekauft werden, mit Auslieferung im Sommer 2014. Die Preise sind rein netto, inkl. Import-/Zollkosten, zahlbar innert 30 Tagen nach Fakturierung Sommer 2012. Sie verstehen sich ab Martel-Lager St.Gallen, zuzüglich Lieferkosten (Post-/Cargo-Tarife). Die Verfügbarkeiten sind teilweise knapp, bei Ausverkauf/Bestellungskürzung bitten wir um Verständnis.

Kein Export. Kein Umtausch. Bei Lieferunfähigkeit infolge höherer Gewalt garantieren wir die Rückzahlung des bezahlten Preises ohne weitere Verpflichtung. Gerichtsstand ist St.Gallen.