Winzerbesuche – Österreich 2015
Kürzlich sind wir von einer intensiven Österreich-Reise zurückgekehrt – äusserst beeindruckt und überzeugt vom Schaffen „unserer“ Winzer und „weichgekocht“ von der enormen Hitze, die auch Österreich in diesen Tagen heimgesucht hat. In allen Regionen war die Angst vor möglichen Hagel-Unwettern sehr gross und die Sorge der Winzer macht uns auf eindrückliche Art bewusst, wie sehr das Naturprodukt Wein eben von Wetter und Klima abhängig ist. Ganz allgemein sind die Anlagen in diesem Jahr sehr gut und wir drücken die Daumen, dass es der Jahrgang schadlos und in höchster Qualität in die Keller schafft.
Unsere erste Etappe führt uns nach wenigen Fahrminuten vom Flughafen nach Heiligenstadt in den 19. Gemeindebezirk Wiens zum Weingut Mayer am Pfarrplatz mit dem berühmten Beethovenhaus.
Die Besichtigung der Weinberge mit fantastischem Blick über ganz Wien begeistert uns genauso, wie die anschliessende Degustation im „Heurigen“. Unschwer zu begreifen ist die immense Nachfrage nach der grossen Spezialität, dem „Wiener gemischten Satz“.
Tags darauf reisen wir entlang der Donau zuerst in die Wachau zum Weingut Johann Donabaum. Auf rund 7 ha produziert Johann in den aufwändig terrassierten Steillagen im Seitental der Donau Grünen Veltliner und Riesling allerhöchster Qualität nach dem Motto: „grosser Wein ist einzigartig, einzigartig wie der Boden, das Klima und der Winzer der ihn prägt“. Respekt vor der Leistung, die der immer noch junge Johann seit seinem 17. Lebensjahr vollbringt!
Weiter geht die Fahrt nach Langenlois im Kamptal zum Weingut von Willi Bründlmayer. Der eigene Anspruch qualitativ in der „Formel 1 des Weinbaus“ zu fahren, wird in allen Bereichen offenkundig. Beeindruckend die hochmoderne Kellerei, gekonnt mit dem 700 Jahre alten Gewölbe verbunden, durch grossflächige Photovoltaik und Erdwärme beinahe energieautark betrieben. Das zum Betrieb gehörende „Gourmet-Lokal“, bescheiden „Heuriger“ genannt, und soeben zum Besten in ganz Österreich gekürt, bestätigt eindrücklich den Qualitäts-Anspruch der Familie Bründlmayer und bietet Gelegenheit die Weine in genussvollster Weise zu geniessen…
Die nächste Station: im romantisch verträumten Städtchen Rust am Neusiedlersee werden wir von Heidi Schröck herzlichst empfangen. Die „Weinbäuerin in Rust“ versteht es, mit viel Sachverstand aber auch – und genauso wichtig – Intuition zu überzeugen. So gelangt der 2002er! Ruster Ausbruch, aus einem Bauchgefühl heraus, erst jetzt, nach 13-jähriger Reifezeit in den Verkauf. Sowieso, die Süssweine sind Heidis grosse Passion – überraschend und spannend die Kombination der betörenden Süssweine und Speisen von geräuchert über sauer bis herzhaft salzig die uns Heidi auftischt, durchaus zur Nachahmung empfohlen (Kombinationsmöglichkeiten finden sich direkt auf den Flaschenetiketten)…
In Gols werden wir von Heike und Gernot Heinrich erwartet, mustergültig ihr Betrieb, enorm die Palette an Wein, allesamt biologisch bzw. biodynamisch „im ewigen Kreislauf der Natur“ produziert. Die Vielfalt von Flora und Fauna in den Weingärten ist faszinierend, Nachhaltigkeit und Naturbewusstsein lässt sich hier hautnah erleben. Orange bzw. Natural Wine ist ein Begriff der immer wieder fällt, durchaus gewöhnungsbedürftig, aber auch spannend anders sind die maischevergorenen Weissweine, denen Gernot Heinrich einen festen Platz in der Wein-Zukunft voraussagt – wir bleiben am Ball…
Im kleinen Nest Grosshöflein bei Eisenstadt treffen wir auf zwei weitere Schwergewichte im österreichischen Weinbau:
Das Weingut Kollwentz verfügt über allerbeste Lagen und eine Weinbautradition seit 1775. Vater Anton gilt als der grosse Pionier im österreichischen Qualitätsweinbau und Sohn Andi setzt nochmals einen oben drauf. Perfektion von A-Z ist das oberste Gebot, die Weingärten der Familie sind perfekt getrimmt und bereits von weitem von den Nachbarn zu unterscheiden. Selektion im Keller ist fast ein Fremdwort, am Rebstock dürfen nur die allerbesten Trauben reifen und geerntet wird akribisch, nur absolut gesundes und reifes Traubengut gelangt überhaupt in den Keller, mit Andis Worten: „so wie es sich eben gehört“! Beeindruckend!
Roland Velich, sein Weingut nennt er Moric (mit tz gesprochen), treffen wir an seinem Wohnsitz, im lauschigen Innenhof lässt es sich wunderbar degustieren. Es dauert nicht lange und der intelligente Winzer beginnt zu philosophieren über den Wein und dessen Seele, Böden und Klima, aber genauso über Geschichte, Menschen und Traditionen denen er sich sehr verbunden fühlt. Im Anschluss besuchen wir die Weingärten in Lutzmannsburg, rund eine Fahrstunde weiter südlich, direkt an der ungarischen Grenze. Auf dem eindrücklichen Hochplateau, fast fühlt man sich in Châteauneuf-du-Pape, konnte Roland uralte Reben an besten Lagen erwerben, die mühsam wieder aufgepäppelt nun mit kleinsten Erträgen höchstbewertete Weine hervorbringen.
Weiter geht die Fahrt Richtung Süden in die Südoststeiermark, die Landschaft wird wieder hügeliger und erinnert an die Toscana. In Straden, nahe Ungarn und Slowenien, wir befinden uns wieder in „Weisswein-Land“, werden wir in den zum Weingut Neumeistergehörenden Saziani Stub’n von Albert Neumeister herzlich empfangen und vom jungen Küchenchef Harald Irka – Neumeister stellt den Vergleich mit dem jungen Mozart an – mit einem genauso kreativen wie überraschenden Menu verwöhnt. Tags darauf besichtigen wir das von Christoph und Matthias Neumeister geführte Weingut. Ein Musterbetrieb in allen Belangen, kurz vor Abschluss der Umstellung auf Biologischen Weinbau, absolut überzeugend die Weine, leider bei uns oft zu wenig beachtet.
Schenken sie Österreich bei einem nächsten Weineinkauf ein besonderes Augenmerk – es lohnt sich!