Winzerbesuche – Australien 2016
Australien ist tatsächlich Down Under, am anderen Ende der Welt und sehr weit weg. Deswegen nicht weniger, vielleicht gerade deshalb sogar speziell aufregend. Natürlich muss das Naheliegende und das Normale das Lokale sein: Essen und Trinken aus der Region, oder zumindest aus der näheren Nachbarschaft.
Allerdings gibt es aussergewöhnliche Spezialitäten und vor allem auch Mentalitäten aus ferneren Kontinenten, welche den Horizont erweitern und uns gastronomisch verwöhnten Westeuropäer bereichern. Die Welt ist ja heute klein, und die Wurzeln und die Geschichte Wein-Australiens sind natürlich auch europäisch. Das Barossa Valley und McLaren Vale als die überragenden Weinregionen Australiens bieten tatsächlich unvergleichliche Erlebnisse. Die Gastfreundschaft ist eindrücklich, herzerwärmend – und lädt umgekehrt sehr ein, den australischen Charakterweinen auch an unseren Tafeln Gastrecht zu gewähren.
Was macht die Weine einmalig und unverwechselbar? Das grosse Plus vieler phänomenaler australischer Shiraz: das Alter der Reben. Älter als alle Syrahreben in Europa, denn letztere haben wegen ihrer Aufpfropfung auf reblausresistenten Unterlagsreben von Natur aus eine viel kürzere Lebenserwartung. Im Barossa-Valley erlebt man dicke Rebstock-«Monster», welche nach 100 bis 150 Jahren Alter noch munter reiche Frucht tragen – wörtlich, aber auch im übertragenen Sinn: im Reichtum der Aromatik.
Anders als in Europa gehen die Winzer hier auch in einer herrlichen Mischung aus Unbeschwertheit und Nonchalance, dabei aber durchaus auf höchste Qualität, zu Werke. Findet man uns in der Elite schon fast Feinstarbeit in Uhrmacherpräzision, erzeugen die Aussies mit einer erfrischende schmissigen Grosszügigkeit und Lockerheit Wein. Die 2016er Ernte, eine exzellente, ist just Anfang März bereits unter Dach und Fach. Wobei unter Dach durchaus auch im Freien sein kann, wenn sich die Maische in open fermenters im Prozess des Weinwerdens befindet.
Unbeschwerter geht man auch mit der Vergangenheit um, mit Traditionen. Jeder nach seinen Ideen. Von modernem New World Style bis zum Charme von Good Old England und good old times winemaking.
Im folgenden unsere eigenständigen Weingüter, welche wir im Sommer mit einem topaktuellen Spezialangebot präsentieren:
Rockford: Der hoch anspruchsvolle Robert O’Callaghan ist ein Star, gleichzeitig völlig bescheiden und komplett immun gegen Trends und Moden. Seine jüngsten Weine könnten brillanter nicht sein, gleichzeitig traditionell/historisch und absolut up to date. Unser Barossa Valley Flaggschiff mit australischem Top-Ten Status. Ausserhalb Australiens kaum zu finden – wir zählen zu den Ausnahmen.
Chapel Hill: ein Traumweingut mit Meerblick auf wunderbarer Hügellage. Super-Weinteam unter Führung des dynamischen und charmanten Michael Fragos.
Coriole: mit dem erfahrenen Mark Lloyd erlebt man Intellekt ebenso wie die lockere Rustikalität eines Weinbauern. Balancierte, souveräne Weine bis hinauf zur Wein-Ikone Lloyd’s Reserve, einem Shiraz-Rebberg von 1919.
Noon: kleine Boutique-Winery von Drew und Rae Noon. Intensive, kraftvolle Raritäten abseits des Mainstream.
Maxwell: Mark Maxwell ist ein Original, eine Mischung aus «kurligem» Haudegen und klugem Innovator. Alles wirkt improvisiert, doch bieten die Maxwell Weine hohe Schule in tadelloser Konstanz.
Nach der Eroberung der hiesigen Weingaumen vor rund 25 Jahren, dem damaligen Boom und der anschliessenden «Beruhigung» konstatieren wir, dass unsere australischen Winzer heute voll am Puls der Zeit sind: sie wissen ihren südaustralischen Weinregionen, welche klimatisch mit den heissen Mittelmeerregionen zu vergleichen sind, komplexe, finessenreiche Weine zu entlocken, welche Intensität in lebendiger Frische wiedergeben. Es ist Zeit, Australien (wieder) zu entdecken… Yep!