Die Kreidekeller der Champagne
Das kleine aber weltberühmte Anbaugebiet der Champagne liegt südöstlich von Paris. Zur Zeit der Römer lebten hier keltische Belger. Diese bauten die Siedlung Dorocorter, runde Burg. Heute ist Reims eine wunderschöne Schaumwein-Stadt mit eleganten Geschäften und hübschen Bistros. Die uralten und beeindruckenden Bauten im Herzen von Reims gehören inzwischen zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Damit eine solche Stadt entstehen kann, brauchte es viel Baumaterial. Dieses fand sich vor über 2‘000 Jahren direkt vor Ort in den weichen Kreidesteinböden. Diese Böden wurden im wahrsten Sinne des Wortes in eine Art Appenzeller Käse verwandelt. Tausende Tagelöhner schufteten im Kreideabbau das wertvolle Baumaterial ab. Zurück blieb ein riesiges
Netzwerk an Grotten, Hohlräumen und langen unterirdischen Gängen durch das Kreidegestein. Diese Gewölbe-Unterwelt geriet, wie der Weinbau übrigens auch, nach dem Abzug der Römer in Vergessenheit. Die Grotten wurden von Spinnen und Fledermäusen besiedelt und blieben während Jahrhunderten ungenutzt bis im Mittelalter die Benediktiner den Weinbau neu entdeckten und aus Zufall zum Schaumwein fanden. Das klassische Champagner-Verfahren entstand.
Da es dazumal noch keine Klimaanlagen gab, erinnerten sich die Mönche der vor vielen Jahrhunderten erstellten Grotten und Stollen im Untergrund. Die Fledermäuse wurden verscheucht und die natürlich kühlen Räume als Weinkeller genutzt.
Die geheimnisvollen Keller entstanden wegen benötigtem Aushubmaterial für den Bau des Ortes und waren lange vor dem Schaumwein da. Sie prägen den Mythos Champagner seit Jahrhunderten. Der Ur-Vater der „méthode champenoise“ Dom Pierre Pérignon meinte einst: „Ich trinke Sterne.“ Sterne aus jahrtausendalten Kreidekellern. Und was trinken Sie morgen?