Winzer in der Presse

Das schönste Buch, aber mit sieben Siegeln

Peter Keller | 05.12.2019 | Lesezeit 2 Min. Das schönste Buch, aber mit sieben Siegeln

Peter Keller schreibt in der NZZ am Sonntag über den Chassagne-Montrachet 2017 der Domaine Niellon.

Genie und Wahnsinn: Mit diesen Extremen müssen sich jene auseinandersetzen, die das Burgund geniessen wollen. Wohl in keinem anderen Anbaugebiet wachsen derart filigrane, subtile «Terroir»-Weine, ist Weinkultur spürbarer. Aber nirgends ist es so schwierig, sich innerhalb von Lagen, Klassifikationnen und Produzenten zurechtzufinden.

Von jeher teilen sich kleine Grundbesitzer die Rebberge. Als Folge des in Frankreich geltenden gleichen Erbrechts für alle Nachkommen werden die Parzellen weiter zerstückelt. So gehört allein die Grand-Cru-Lage Clos de Vougeot über 80 Winzern. Wer keltert da die besten Weine? Schwierig, den Durchblick zu bewahren.

Einfacher ist es mit den Rebsorten im Burgund. In Sachen Weiss gibt vor allem Chardonnay den Ton an. Pinot noir ist der Platzhirsch bei den Roten. Die weltweit riesige Nachfrage nach grossartigen Burgundern und die geringen verfügbaren Mengen gewisser Weine haben zur Folge, dass die Preise abheben. Trotzdem finde ich bezahlbare Crus, wie die Verkostung des charmanten Bilderbuch-Jahrgangs 2017 bei der Weinhandlung Martel bewiesen hat.

Hammer ist der weisse Chassagne-Montrachet der Domaine Niellon mit seiner Eleganz und Reintönigkeit. Bei den Roten hinterlässt der 1er Cru Beaune du Roi der bewährten Domaine Tollot-Beaut viel Eindruck auf sehr hohem Niveau.