Unterwegs im Rebberg

Soul Food

Bernadette Schoenenberger | 07.04.2020 | Lesezeit 4 Min. Soul Food

In den letzten Wochen verbringen wir alle ziemlich viel Zeit zu Hause. Ich geniesse das abendliche, zweisame Ritual in der Küche. Kreativität ist gefragt, denn zurzeit geht niemand einer jeden Verlockung wegen einkaufen. Für mich ist jetzt Soul Food-Zeit. Jetzt brauchen wir Seelenfutter, wohlig, herzhaft und bodenständig. Kein Schnick-Schnack, sondern Essen mit Glücklichmacher-Effekt.

Tradition und Trend

Ursprünglich kommt Soul Food aus der afroamerikanischen Tradition der Südstaaten, bescheiden und ausgehend von dem was zur Verfügung steht, sättigend und wohltuend. Aber Soul Food lässt sich vielfältig übersetzen. Mir kommen viele Assoziationen in den Sinn – intensive Farben, aromatische Gewürze, Iran, Marokko, aber selbstverständlich auch Italien. Eine von A-Z frischgemachte Pasta ist für mich Soul-Food und Sinnlichkeit pur.

Soul Food liegt im Trend und ist seit Langem in der Spitzengastronomie, im Sinne von Ursprünglichkeit, Ehrlichkeit und Authentizität, angekommen. Ich erinnere mich an einen der ersten Chef Alps in Zürich mit Massimo Bottura. Er kochte einen Risotto Cacio e Pepe, Parmesan und Pfeffer. Eigentlich so simpel, so pur und so enorm aromatisch, dass er mir unvergesslich geblieben ist und genau das ist Soul Food.

Risotto Cacio e Pepe

Die Zubereitung des Risottos möchte ich niemandem vorenthalten. Ein Stück Parmesan wird langsam und sanft gekocht, bis sich der Käse auflöst und dann wird das Ganze über Nacht stehen gelassen. Am Morgen hat sich das Protein am Boden abgesetzt, während der cremige Part oben aufschwimmt und das verblüffend intensive Parmesanwasser in der Mitte liegt. Mit diesem, und nur mit diesem, wird der Reis gekocht, keine Zwiebel, kein Wein. Am Schluss rührt er einen Löffel der cremigen Masse unter und wir mahlen einen edlen schwarzen Pfeffer darüber. Basta.

Ist ja klar, dass der Spitzenkoch doch noch irgendetwas anders gemacht hat. Massimo Bottura verwendete keinen frisch gemahlenen Pfeffer, sondern ein Destillat von sechs exquisiten Pfeffern, das er über das fertige Gericht sprühte. Dazu empfehle ich einen Franciacorta brut Emozione 2014 von Villa.

Iranischer Soul Food

Den besten iranischen Soul Food esse ich bei einem guten Freund. Ich liebe den köstlichen weissen Reis mit Tahdig, der knusprigen Joghurt oder Kartoffelkruste und dazu eines der iranischen Nationalgerichte wie Khoregt-e Fesenjoon, ein Eintopfgericht aus Walnüssen Granatäpfeln und Hühnerfleisch. Herrlich dazu ein Glas Grauburgunder, Bedecke deinen Himmel Zeus… 2016 von Jürgen von der Mark oder seinen Engertstein Pinot Noir 2016

Noch mehr Soul Food – Lieblingsbücher

Und was ist mit dem Soul Food im übertragenen Sinne? Musik, gute Bücher, und liebe Freunde.

Wenn ich an gut Bücher denke, kommen mir als erstes Kochbücherin den Sinn. Da fällt mir ein besonderer Schmöker ein. Ein Tipp für Kochbegeisterte. Für alle jene, die  jetzt viel Zeit haben, neugierig sind und sich gerne inspirieren lassen: Der Geschmacks Thesaurus von Niki Segnit aus dem Bloomsbury Verlag. Das Buch ist unglaublich inspirierend. Und dies ist auch der Wein, den ich dazu empfehle. Riesling SL 2017 von Schloss Lieser. Ein tiefer Alkoholgehalt gepaart mit wenig Restsüsse machen ihn zum idealen «Glas zwischendurch».

Zum Philosophieren. Das funktioniert auch mit sich allein. Ein Buch das nicht neu ist, es begleitet mich aber seit vielen Jahren, weil es für mich eine besondere Perle ist. Am Hang von Markus Werner. Fischer Verlag.

Zum Roman des Schweizer Schriftstellers ein Glas eines Schweizer Winzerpaares. Meridio 2018 von Kopp von der Crone Visini.

Wein und Musik

Oder doch einfach mal ein gutes Glas Wein und Soul Musik geniessen:

Ode. Brad Mehldau Trio, 2012. Nonesuch
Visible World. Jan Garbarek, 1996. Decca/ECM

Musikalischer Hochgenuss. Dazu Cornas 2016 von Philippe Pacalet. Eine feine Adresse.

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