Martel schenkt ein

Weinnamen und ihre Geschichten

Matthias Kofmehl | 03.12.2020 | Lesezeit 4 Min. Weinnamen und ihre Geschichten

Ein Weinetikett zu lesen, kann äusserst faszinierend sein. Trumpfen gewisse Etiketten dadurch auf, dass Formen, Figuren oder Zeichnungen um die Gunst des Kunden buhlen, so nennen sich andere Etiketten äusserst simpel einfach bei ihrem eigenen Namen. Dies wiederum können Fantasienamen sein, der Name des Produzenten oder aber und hier wird es interessant, der Name eines spezifischen Ortes beziehungsweise einer spezifischen Lage.

Man muss sich vorstellen, dass gerade Lagennamen unter Umständen auf eine lange Tradition zurückblicken und sich viele Geschichten, ja sogar Legenden um sie ranken. So entstanden – teilweise schon vor sehr langer Zeit – Namen, welche die Etiketten bekanntester Weine schmücken. Von zweien davon möchten wir heute etwas mehr erzählen.

Kröver Nacktarsch

Kröver Nacktarsch

«Was begeistert Alte loben, Moselwein, das edle Nass, wollt die Kröver Jugend proben, tief im Keller, Fass an Fass. Der Küfer sah`s mit Bangen und wurde grob und barsch, er haut den kleinen Rangen den blanken, nackten Arsch.»

So geht ein Gedicht welches von einem Wein, einer Lage berichtet welche sich im deutschen Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer befindet. Die Rede ist vom «Kröver Nacktarsch».

Die spezielle Bezeichnung hat ihren eigentlichen Ursprung im Altdeutschen. «Nuck» ist gleichbedeutend mit «felsige Erhöhung» und «Arsch» bedeutet «Hecke». Natürlich aber haben auch die Winzer ihre eigene Version über die Herkunft des Namens, welche besagt, dass der Berghang – in Zeiten noch vor der modernen Schädlingsbekämpfung – im Herbst oft recht nackt ohne Laub und Trauben dastand und daher kommt auch der Name Nacktarsch.

Damit jedoch nicht genug: es existieren auch eine Reihe von Legenden über die Herkunft des Namens und die bekannteste davon ist der Ursprung des oben zitierten Gedichtes. Folgendes war geschehen: Tagtäglich mussten die Buben mitansehen, wie ihr Vater sich am Moselwein erfreute. Eines Tages ergriffen sie die Gelegenheit, schlichen sich in den Keller und endlich konnten auch sie das köstliche Getränk geniessen. Wie es das Schicksal jedoch so wollte, wurden sie vom Küfer überrascht und die Strafe in Form von Schlägen auf das nackte Hinterteil erfolgte postwendend. Und so wird es auch auf dem Etikett dargestellt: Angetrunkene Buben, welchen der nackte Hintern versohlt wird.

Bienvenues Bâtard Montrachet

Bienvenues Bâtard Montrachet

Auch westlich unseres Landes findet man besonders schöne Namensexemplare. Wenden wir unseren Blick über die Grenze nach Frankreich, genauer gesagt ins Burgund. Eine Region, bekannt für Ihre «climats» und «lieu-dits». Auch hier findet man unzählige bedeutsame Namen und bestimmt hat jeder einzelne seine ureigene Geschichte zu erzählen.

Eine der spannendsten handelt vom Bâtard des Burgunds: Im tiefen Mittelalter lebte in der Region ein adeliger Ritter. Sein Name: Chevalier de Montrachat. Montrachat war der Name der Grand Cru Lage im 15. Jahrhundert, die heute Montrachet heisst und sich in den Gemeinden Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet befindet.

Eines Tages kam der Chevalier am Kloster Clos des Pucelles vorbei und hörte aus dessen Gemäuern einen zauberhaften Gesang. Als er das Kloster betrat erblickte er eine wunderschöne Jungfrau. Aus der Verbindung der beiden wurde alsbald ein Junge geboren und man nannte ihn Bâtard (Bastard). Kurz darauf starb der Chevalier und der uneheliche Sohn trat an die Stelle seines Vaters. Begrüsst wurde er von den Bewohnern mit folgendem Ruf: «Bienvenue Bâtard»! Und dementsprechend finden wir heute «Bienvenues Bâtard Montrachet» auf dem Etikett dieses grossartigen Lagenweines wieder.

Unzählige weitere Bespiele lassen sich finden und die Entdeckung derselben verspricht vergnügliche Zeit mit Mythen, Legenden und historischen Fakten. Lassen Sie sich also nicht durch verwirrende oder belustigende Etiketten blenden – auch unter diesen Weinen findet man atemberaubende Qualitäten, manche davon auch bei uns im Online-Shop.