Unsere kleinen Weinwunder
Wer von Wundern spricht, meint ein erstaunliches Ereignis. Wir Martel-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleben manchmal schon fast magische Geschichten im Zusammenhang mit Wein. Es sind unsere kleinen Weinwunder, von denen wir hier einige erzählen.
Jan Martel
«Ich ein frühreifer Weinfreak? Sicher nicht! Als Jugendlicher war ich ein langhaariger Sport-Spinner und wusste nichts von Wein und trank auch keinen. Dann allerdings verbrachte ich meine Schulferien auf dem Weingut Vieux Télégraphe in der südlichen Rhône. Ich putzte im Weinkeller, arbeitete im Rebberg und schlief im Kinderzimmer der Winzerfamilie Brunier. In dieser Zeit lernte ich viel über Wein und das französische Essen. Ich war total fasziniert und mir wurde erstmals richtig bewusst, was es heisst, Weinkultur auf einer Domaine zu leben. Übrigens: In diesen südfranzösischen Sommerferien durfte ich einmal den 125er-Töff der Bruniers fahren und raste unkontrolliert im «Männchen» auf eine Kreuzung zu. Ein Wunder, dass mir nichts passierte.»
Johannes Wagenleiter
«Das Weindorf La Morra ist meine zweite Heimat. Mehrmals im Jahr fahre ich an den Ort im Piemont in die Ferien und habe dort inzwischen Freundschaften geschlossen. Zum Beispiel mit der Winzerfamilie Oddero. Die Herzlichkeit und Begeisterung der Odderos begeisterte mich von Anfang an. Meine Winzerfreunde respektieren die Tradition und sind gleichzeitig offen für Neues – zum Beispiel für die Umstellung auf Bio. Ich liebe ihren Barolo Villero bezeichne ihn als meinen Seelenwein. In der Villero-Lage ist der Boden kompakt und nährstoffreich und so zeigt sich der Barolo von dort bereits in der Jugend harmonisch mit Kraft und Finesse. Und natürlich reift der Wein über Jahrzehnte wunderbar. Zu meinem 44. oder 50. Geburtstag wird es Villero-Barolo von Oddero aus einer 5-Liter-Flasche geben, die heute in meinem Keller auf den richtigen Moment wartet.»
Christina Häussermann
«Bei mir ist es eigentlich kein Wunder, dass ich bis heute so gern von Wein umgeben bin und mit Wein arbeite. Ich wuchs auf einem Weingut in Württenberg auf und mein Vater und Grossvater nahmen mich bereits als Baby mit in den Weinberg. Sie stellten einfach das Laufgitter mitten in die Reben. Auch stand bei uns immer eine Flasche Wein auf dem Tisch und ich durfte bereits früh verschiedene Weine probieren. Besonders mein Grossvater war ein Weinfreak und ich erbte wohl seine Begeisterung. Nach meiner Winzerlehre führte mich die Liebe in die Schweiz und zur Weinhandlung Martel. Hier beeindruckt mich, mit welch grossem Respekt meinen Winzerkollegen begegnet wird. Schliesslich weiss ich, wieviel Arbeit Winzerinnen und Winzer während eines Weinjahres in Reben und Keller investieren – und welche Sorgen damit verbunden sind. Wenn Weinhandlungen und deren Kundschaft das wertschätzen und die Weine entsprechend geniessen, geschieht für mich ein kleines Weinwunder.»
Nico Matern
«I took a Pill in Ibiza», der Popsong von Mike Posner, stürmte kurz vor meinem Jobantritt bei Martel die Charts. So stach mir im Ladengeschäft natürlich die Weinetikette mit eben diesem Zusatznamen «I took a pill in Ibiza» ins Auge. Der Wein stammt vom Winzer Jürgen von der Mark aus Baden in Süddeutschland. Der Master of Wine benennt seine besten Weine des Jahres jeweils nach einem ihn inspirierenden Songtitel. «I took a pill in Ibiza» ist ein Pinot Noir, meine Lieblingsrebsorte und so erlebte ich, als ich den Wein probierte, mein kleines Weinwunder. Es war ein Geschmacksfeuerwerk: feine, rotbeerige Aromen, Kirschsüsse und eine frische Säure, kombiniert mit sanften Barriquenoten. Wow, dachte ich – und war mir sicher: Bei Martel bin ich richtig. Seither bleibt dieser grossartige Pinot Noir in meiner Erinnerung unlöschbar verbunden mit meiner ersten Arbeitswoche bei Martel, «When I took a job in St.Gallen».
Der aktuelle Jahrgang 2018 des genannten Pinot Noirs mit dem Titel «Sisters are doing it for themselves» (Annie Lennox und Aretha Franklin) steht jetzt in den Regalen – besonders empfehlenswert für den ersten Abend nach einem Jobwechsel.»
Jean-Pierre Rüsch
«Ein Sonntagmittag im Februar 1988. Auf Weinreise mit Martel im Piemont essen wir im Wohnzimmer der Barolowinzer Marcarini gemeinsam mit der Familie. Alle sind da, von der Nonna bis zum Enkel. Die Weine schmecken mir in dieser familiären Atmosphäre und zum piemontesischen Essen so gut wie noch nie. Die Stimmung am Esstisch in La Morra ist magisch. Diese Herzlichkeit und der spürbare Stolz des Patrons auf seine Familie und seine Weine bleiben mir unvergessen. Ich liebe Marcarini-Weine noch heute und glaube, dass sie in den vergangenen Jahren sogar noch besser geworden sind. Wenn ich im Martel-Ladengeschäft Marcarini-Weine verkaufe, erzähle ich unseren Kundinnen und Kunden gerne von meinem prägenden Erlebnis im Piemont vor 34 Jahren. An diesem Sonntag im Februar 1988 erlebte ich mein kleines Weinwunder.»
Marion Le Cras
«In der Bretagne, wo ich aufwuchs, besuchte uns eines Tages mein Onkel aus Nantes und öffnete eine Flasche Sauvignon Blanc. Ich war 13 Jahre alt und mein Onkel gab mir ein wenig davon zu probieren. Oh là là , das ist speziell, dachte ich und erlebte mein erstes kleines Weinwunder. Es war ein Sancerre, der mir ewig in Erinnerung bleiben wird. Später erlebte ich viele weitere magische Weinmomente. Überall, wo ich studierte, entwickelte ich schnell einen Bezug zu den regionalen Weinen. In Toulouse entdeckte ich Madiran, in Paris liebte ich Champagner und in Wien den Grünen Veltliner. Mein Studium der Museologie und Kunstgeschichte erfüllte mich nicht. Beim Wein konnte ich meinen Wissensdurst stillen und immer wieder Neues entdecken. Zum Glück gab mir mein Onkel damals einen Schluck dieses Zauberelixiers.»