Martel schenkt ein

Unsere Querweinsteiger

Jürg Aegerter | 20.09.2022 | Lesezeit 3 Min. Unsere Querweinsteiger

Manchmal führt der Weg zum Ziel über einen Umweg. Das gilt auch für erfolgreiche Winzerinnen und Winzer, die über eine Extraschlaufe zu ihrem Traumberuf fanden. Querweinsteiger nennen wir sie bei der Weinhandlung Martel.

Vom Schweizer Käser zum Winzer in Deutschland

Urban Kaufmann ging wegen der Liebe zum Wein nach Deutschland, fand mit Eva Raps die Frau seines Lebens und sein Winzerglück. Heute ist Urban Winzer eines 20-Hektar-Betriebes im deutschen Rheingau. Bis vor zehn Jahren führte der Ostschweizer eine Käserei in Andwil im Kanton St.Gallen. Er suchte eine Frau und träumte von einem Weingut, zuerst im Piemont. Der Sprache und Mentalität wegen fiel die Wahl dann auf Deutschland. Dort lernte er Eva Raps kennen, die damals den Verband der Prädikatsweingüter VDP leitete. Was für ein Glück: Seit 2013 führen die beiden gemeinsam ihr eigenes VDP-Weingut in Hattenheim und sorgen mit ihren biodynamischen Spitzenweinen für Furore.

Der Wein-Doktor mit der Supernase

Dieser Mann ist alles, ausser gewöhnlich. Der Genfer Mediziner Patrick Regamey arbeitet als Arzt und als Winzer. Zum Wein brachte ihn sein hervorragender Geruchssinn, kombiniert mit einem phänomenalen Gedächtnis. Das macht Patrick zum Top-Verkoster. Zusammen mit Freunden gründete er 2007 sein eigenes Weingut im Wallis. Durchschnittlich drei Stunden am Tag kümmert sich Patrick um L’Histoire d’Enfer. Er pendelt zwischen seinem Erstwohnsitz und Arbeitsort in Genf und dem Wallis, wo nebst seinem Weingut eine zusätzliche Arztpraxis betreibt. Ein Mann mit unglaublicher Energie und viel önologischem Talent. Seine Weine gehören zu den besten im Wallis und sind ärztlich empfohlen.

Querweinsteiger Histoire d'Enfer

Ins Winzerglück gesegelt

Die kalifornische Ökonomin Carrie und Maschinenbauingenieur Hans Frederik aus Dänemark leben in jungen Jahren in Malaysia. Dann kommen sie nach Europa und segeln von England nach Portugal, wo sie sich 1988 im Alentejo niederlassen: «Mich erinnerte die Gegend an Kalifornien, Hans liebte die mediterrane Sonne», erinnert sich Carrie Jorgensen. Ihr künftiges Weingut Cortes de Cima bestand am Anfang nur aus trockenem Land und ein paar verlassenen Häusern. Ingenieur Hans Frederik baute einen Damm und das Paar pflanzte Syrah-Reben, die damals in dieser Weingegend noch verboten waren. Deshalb verschwiegen sie die Traubensorte und tauften den Wein vielsagend «Incògnito». Der Syrah geriet zum weltweiten Erfolg und Cortes de Cima gilt seither als portugiesisches Weinwunder. Das Werk von zwei Querweinsteigern, das nun von ihrer gemeinsamen Tochter Anna Jorgensen mit viel Wind in den Segeln weitergeführt wird.

Cortes de Cima
Anna Jorgensen