Unterwegs im Rebberg

Qualität ist alles

Barbara Martel | 12.12.2022 | Lesezeit 7 Min. Qualität ist alles

Servus Österreich, wir kommen! Das Martel-Team unternimmt oft Reisen, um die Weingebiete besser kennenzulernen und im engen Kontakt zu bleiben mit Winzerinnen und Winzern. So lässt sich Weinkultur am besten vermitteln. Sieben Martel-Mitarbeitende waren im Herbst 2022 in Österreichs Weingebieten unterwegs. Im ersten Teil des Reiseberichts ging es um den Faktor Zeit beim Wein. Im zweiten Teil des Reiseberichts erzählt Barbara Martel nun, auf welch verschiedenen Wegen die einzelnen Weingüter zum gleichen Ziel kommen: höchste Qualität.

In unserem Österreich-Sortiment führen wir unterschiedlichste Winzerinnen und Winzer aus verschiedenen Regionen von der Steiermark übers Burgenland bis in die Wachau. Keiner ist besser oder schlechter als die anderen. Die Winzerinnen und Winzer unterscheiden sich einfach stark voneinander. Eine bereichernde Vielfalt. Alle haben ihre eigene Geschichte und es hat etwas Magisches, wenn man ihre Philosophie und ihren Charakter in den Weinen wiederfindet. Es ist ein grossartiges Erlebnis, mit Winzer-Persönlichkeiten im Rebberg oder im Weinkeller zu stehen.

Action im Weinberg

Mit einem gut gelaunten Andi Kollwentz fahren wir über enorm steile Strassen hinauf ins beeindruckende Leithagebirge. Der grossgewachsene Sportler sprintet den Hang hoch. Wir folgen ihm keuchend. Andis Weingut verfügt über erstklassige Weinlagen am Südhang des Leithagebirges. Sie zählen zu den besten und ältesten des Landes.

Sein Vater Anton Kollwentz war der Erste, der Zweigelt im Burgenland anpflanzte. Ebenso wuchs der erste Cabernet Sauvignon Österreichs in seinen Weingärten. Auch Andi Kollwentz bleibt dem Innovationsgeist der Familie treu und führt mit seiner Frau Heidi ein modernes Spitzenweingut. Neuerdings arbeiten auch die Töchter Barbara und Christina im Betrieb mit.

Kollwentz

Selber machen ist Trumpf

Andis Credo: «Eigene Weinberge, eigene Reben, eigener Wein.» In den letzten Jahren hat er über 1’000 Büsche und Bäume gepflanzt. Heimisches Obst und Nüsse sorgen so für die Biodiversität und Schatten.

Der dynamische und gradlinige Winzer ist sehr heimat- und naturverbunden und geht keine Kompromisse ein. Andi ist ein Perfektionist. Die Weingärten sehen aus wie mit dem Massband gezogen, der Keller ist modern und blitzsauber. Und wir? Wir sind beeindruckt.

Der Winzer sagt: «Eine Flasche Wein muss richtig gut sein. Des passt scho… geht beim Wein nicht.» Diese Haltung spiegelt sich in den Weinen wider. Es handelt sich um Weine mit viel Körper und die Jahrgangsunterschiede sind klar spürbar. Die kühleren Jahre zeigen sich mineralisch, kräutig und direkt. Kollwentz muss seine Weine nicht dem Kundengeschmack anpassen. Er arbeitet international nur mit verlässlichen, langjährigen Partnern wie Martel zusammen. Seine Kundschaft in Österreich ist treu und schätzt es, wenn die Weine jahrgangsbedingt verschiedene Facetten zeigen. Wer Kollwentz-Weine verstehen will, braucht etwas Geduld. Der Winzer sagt: «Richtig zeigen wo es langgeht, tun die Weine in der Reife.»

Kollwentz

Steile Weine vom Steilhang

Szenenwechsel. Frühmorgens fahren wir entlang der Donau in die Wachau, vorbei an gepflegten, romantisch anmutenden Weinbaudörfern. Als wir bei Johann Donabaum eintreffen, «kribbelt» es auf dem Weingut. Johann schart gerade seine Erntehelfer um sich. Der Winzer arbeitet nicht mit «klassischen Erntehelfern», sondern mit jungen Sommeliers, die hier Erfahrungen im Rebberg sammeln. Die Stimmung ist toll, man spürt die Vorfreude und die guten Vibes.

Zwei Kilometer von der Donau entfernt liegt der Spitzergraben in einem schmalen Tal am westlichen Ende der Wachau. Hier herrschen die kühlsten Temperaturen der Wachau. Kalte Luft prägt das Klima. Dies ist sicher ein Vorteil für die Zukunft und schon heute positiv für die Säure, den Fruchtgehalt und die Frische der Weine.

Johann Donabaum

Extreme Lagen, extreme Arbeit

Wir sind beeindruckt von den Terrassenlagen mit bis zu 55 Prozent Gefälle. Der Grüne Veltliner wächst am Fusse des Berges, der Riesling oben. Die Böden sind mineralisch, was sich auf die Weine auswirkt. Die Donabaums bauen ihre Weine relativ lange im Stahltank aus. Man wartet, wenn nötig, bis ein Jahr nach der Ernte mit der Abfüllung. «Die Weine bleiben so lange im Tank, wie sie brauchen», erklärt Johann Donabaum, der bereits als 17-Jähriger das Weingut von seinen Eltern übernahm und nun mit gut 40 Jahren tatsächlich bereits seinen 25. Jahrgang keltert.

Hans und «Oma» Donabaum helfen jedoch heute noch tatkräftig mit. Die Oma sorgt im Haus für Ordnung, kocht, hütet die Enkeltöchter und schneidet auch den Mitarbeitern mal die Haare. Johanns Frau Andrea stellt den kommunikativen Gegenpol zum überlegten Johann dar. Die ehemalige Hoteldirektorin aus dem Vorarlberg sprudelt nur so, wenn sie erzählt.

Edel wie Smaragd

Alle in der Familie ziehen am gleichen Strick, wenn es um Qualität geht. Der Einsatz lohnt sich. Donabaum-Weine sind präzis, mineralisch und kristallklar. Sie spiegeln ihre Herkunft perfekt wider. Es sind Liebhaberweine und fantastische Essensbegleiter mit hohem Alterungspotential. Die topklassierten Smaragd-Rieslinge zeigen enorm viel Kraft und Ausdruck.

Donabaum

Bio in höchster Qualität

Die Weingärten der Familie Bründlmayer liegen auf den Hügeln rund um die Weinstadt Langenlois, 70km westlich von Wien. Willi Bründlmayer führt das Weingut zusammen mit seiner Frau Edwige und zwei langjährigen Wegbegleitern, sie beschäftigen 50 Mitarbeitende. Seit über 40 Jahren bewirtschaftet man hier nachhaltig, frei von Chemie und Herbiziden. 2015 erfolgte die Bio-Zertifizierung. Den Strom fürs Weingut produziert die eigene Photovoltaikanlage. Zum Weingut gehören Berg- und Terassenlagen. An den zwei kühlsten Lagen wächst Riesling, der Grüne Veltliner wird tiefer unten angebaut, wo es wärmer ist. Die Böden sind vulkanischen Ursprungs mit Gneis, Paragneis, Löss und Lehm. Beste Voraussetzungen also für einzigartige Riesling, Grüne Veltliner und Schaumweine.

Bründlmayer

Französischer Einfluss

Da Willi Bründlmayers französische Frau Edwige Champagner liebt, begann Willi Bründlmayer selber mit der Sektproduktion. Dafür eignete er sich Wissen in der Champagne an. Heute beschäftigt das Weingut einen eigenen Önologen für die Sektproduktion und macht ein Viertel des Umsatzes mit Schaumwein. Klassische Flaschengärung ist Ehrensache. Wir können es kaum erwarten, hier beim Produzenten die Sekte, Weissweine und Rotweine zu verkosten.

Thomas Klinger, der das Weingut seit Jahrzehnten nach aussen vertritt, verwöhnt uns mit einer feudalen Degustation. Die Schaumweine Extra Brut zeigen wunderschöne florale Noten, Birne, Cremigkeit und eine feine Perlage. Die wichtigste Rebsorte ist der Grüne Veltliner, ein Wein mit Verve und Charme, der toll zu Fisch oder Sushi passt. Ein Höhenpunkt stellt der Wein Alte Reben von der Vorzeigelage Heiligenstein dar. Es ist eine Weinikone. Die roten Zweigelt zeigen Klasse und Frische. Höchste Weinqualität durchs Band. Und was passt perfekt dazu? Wiener Schnitzel. Wir lieben Österreich.

Bründlmayer

Top-Qualität statt dünner Heurigenweine

Hochstehender Wiener Wein hat nichts zu tun mit billigem Heurigenwein, das zeigt sich bei unserem Besuch auf dem Weingut Mayr am Pfarrplatz. Kaum angekommen, tauchen wir in die Geschichte ein. Wirtshaus und Weinbau sind eng miteinander verbunden. Beim Pfarrwirt handelt es sich um das älteste Wirtshaus Wiens. Der Grenzwall der Römer führte am Haus entlang und diese haben hier schon Wein gemacht. Paul Kiefer, der Vertriebsleiter, fährt mit uns in die nahen Reben. Gemeinsam besteigen wir den Nussberg und befinden uns hier im 18. Bezirk der Weltstadt Wien. Unglaublich. Die Sicht über die Reben auf die Stadt Wien ist atemberaubend.

Wein aus der Metropole

Wien ist die einzige Metropole weltweit, die nennenswerten Weinbau innerhalb ihrer Stadtgrenzen aufweist. Mit über 600 Hektaren Rebfläche ist dieses urbane Weingebiet ein Drittel grösser als die Bündner Herrschaft. Heute haben die Wiener Weine DAC-Status. Spezialität ist der Gemischte Satz aus den Rebsorten Grüner Veltliner, Riesling, Rotgipfler und Zierfandler. Die Trauben werden gemeinsam geerntet und vinifiziert. Der Wiener Gemischter Satz Nussberg zum Beispiel zeigt eine vibrierende Lebendigkeit, Qualität und Kultur – ein Wein wie die Stadt Wien. Zum Verlieben.

Mayer am Pfarrplatz

Respekt vor der Arbeit der Winzer

Auf unserer Österreichreise wurde uns die Bedeutung von «Martel vermittelt Weinkultur» einmal mehr bewusst. Wir arbeiten mit charakterstarken Weinproduzenten aus den besten Regionen zusammen. Sie sind sehr verschieden, arbeiten jedoch alle mit viel Hingabe, Liebe und Können und teilen das gleiche Ziel: höchste Qualität.

Mehr über die grosse Österreich-Weintour des Martel-Teams erfahren Sie hier im ersten Teil des Reiseberichts zum Thema: «Zeit für Wein»