Unterwegs im Rebberg

Tecedeiras: Interview mit dem Winemaker

Jürg Aegerter | 03.01.2023 | Lesezeit 3 Min. Tecedeiras: Interview mit dem Winemaker

Rui Cunha gehört zu den prägenden Önologen im nördlichen Portugal. Er nennt sich «Driving Winemaker» und ist viel unterwegs im Douro-Tal, Trás-os-Montes und im Vinho Verde. Das Tecedeiras Projekt bildet einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Von dieser Quinta stammt der Wein der neuen Limited-Aktion. Rui Cunha hat diesen Wein speziell für Martel gekeltert und abgefüllt. Wir haben mit dem Önologen gesprochen.

Rui Cunha, was macht die Quinta das Tecedeiras besonders?

Die Quinta liegt einmalig schön leicht oberhalb des Douro-Flusses. Früher lebten hier Nonnen und webten. Der der Name «Tecedeiras» bezieht sich auf diese Weberinnen. Die Reblagen des Weinguts sind auf der linken Seite des Flusses eher gegen Norden ausgerichtet und daher kühler. So kommt es bei den Trauben nicht zur Überreife und wir können elegante, harmonische Douro-Weine keltern.

Der neue Limited-Wein «Tecedeiras Superior» ist eine Mischung aus Touriga Nacional und Touriga Franca. Weshalb eine Cuvée aus diesen beiden Traubensorten?

In Portugal ist es sonst üblich, die Assemblagen mit sehr vielen verschiedenen Traubensorten zu keltern. Das ist auch beim Flor und beim Reserva das Tecedeiras so. Beim Superior wollten wir etwas Spezielles, Neues machen. Ich finde, dass sich Touriga Nacional und Touriga Franca super ergänzen. Touriga Nacional bringt Säure und Komplexität. Touriga Franca sorgt für eine schöne Farbe und Struktur. Ein perfektes Paar.

Touriga Nacional ist ja – wie der Name sagt – die Nationalsorte in Portugal. Welche Bedeutung hat Touriga Franca?

Eigentlich ist Touriga Franca eine relativ junge Traubensorte im Douro-Tal, die nach der Reblausplage entstand. Es ist eine Kreuzung aus Touriga Nacional und Mourisco, einer der ältesten Traubensorten im Douro-Tal. Mourisco ist früh reifend, sanft und mit wenig Farbe. Das war gefragt für die hellen Tawny-Port. Die Kreuzung stammt von Albino de Sousa, der die Methode in Frankreich gelernt hatte. Deshalb der Name Touriga Franca – oder Touriga Francesca, wie ich sie gerne nenne.

Was unterscheidet den Superior von Tecedeiras von den beiden Weinen, die Martel bereits im Sortiment führt, den «Flor» und den «Reserva»?

Der «Flor» wird geprägt von Frische und den Aromen von dunklen Beeren- und Pflaumen. Ein unkomplizierter Wein für alle Gelegenheiten der nur im Edelstahltank ausgebaut wird. Der «Reserva» zeigt mehr Format, ist edler und intensiver im Geschmack. Der «Superior» liegt genau in der Mitte, das macht ihn spannend und zu einem tollen Wein für verschiedene Gelegenheiten.

Wie schätzen Sie den Jahrgang 2019 ein?

Es war ein trockener, aber kein sehr heisser Jahrgang. Die Trauben konnten somit länger am Stock bleiben und phenolisch ausreifen. Die Weine aus dem Jahrgang 2019 profitieren von Frische und feinen Tanninen. Hervorragend.  

Rui Cunha, was gefällt Ihnen als Portugiesen an der Schweiz?
Es beindruckt mich, wie die Schweizer Sorge tragen zu ihren Altstädten. In Portugal ist das leider anders. Viele Stadtkerne wurden verschandelt. St.Gallen gefällt mir übrigens speziell gut. Ich war schon in der Stiftsbibliothek und kenne die Drei Weiern. Gerne würde ich dort mal zum Schwimmen gehen.

Was verbindet Sie mit der Weinhandlung Martel?

Ich kenne Martel schon seit zwanzig Jahren und schätze den gegenseitigen Respekt und das Vertrauen. Ein Handschlag gilt. Das ist wirklich grossartig. 

Diese Aktion ist abgelaufen.