Appellation adieu
Das legendäre Bordeaux-Weingut Château Lafleur in Pomerol wird ab dem Jahrgang 2025 auf die Bezeichnung «Appellation Pomerol Contrôlée» verzichten. Sämtliche Weine des Hauses werden künftig einfach als «Vin de France» deklariert. Jan Martel über diese Massnahme, die in der Bordeaux-Welt für Aufsehen sorgt:
«Ein Austritt aus der Appellation ist für ein Weingut ein grosser Entscheid und sicher nicht allen zu empfehlen. Doch im Falle von Château Lafleur beurteile ich den Schritt als konsequent und richtig. Das Weingut sucht damit für sich einen Weg, wie es auf den fortschreitenden Klimawandel reagieren kann. Trotz zunehmender Hitze und Trockenheit lässt die AOC Pomerol bis heute nämlich fast keine Hitzeschutzmassnahmen und kaum Anpassungen bei Pflanzdichte oder Erziehungssystemen zu. Nach Experimenten auf eigenen Versuchsparzellen entschied sich Château Lafleur, Methoden wie diese einzusetzen:
- Zulassung niedrigerer Pflanzdichten
- Verwendung von Mulch und Bodendeckern
- Teilweise Beschattung der Laubwand
- Flexible Laubwandhöhen
- Kontrollierte Bewässerung mit Wasser von ausserhalb des öffentlichen Netzes
Dies sind Instrumente, die in anderen Regionen längst Standard sind, aber vom Pomerol-Konsortium bisher nicht zugelassen wurden. Mit dem Austritt aus der Appellation und dem Schritt zum «Vin de France» nimmt Château Lafleur das Heft nun selbst in die Hand. Die Weinberge bleiben dieselben, die Handschrift des Hauses unverändert. Wir als enger Partner von Château Lafleur unterstützen das Weingut bei diesem Schritt.

Der Familie Guinaudeau geht es mit dem Austritt nicht um den Konflikt mit der Appellation, sondern um die Freiheit, ihre Erfahrung ohne Einschränkungen in die Praxis umzusetzen. Und wer weiss: Sollte sich die Appellation in diesen Fragen eines Tages offener zeigen, ist eine Rückkehr von Château Lafleur durchaus denkbar.»